Seit Mitte April kommt es in Nicaragua immer wieder zu Protesten gegen die sandinistische Regierung von Präsident Daniel Ortega und seiner Frau Rosario Murillo Ortega, die das Amt der Vizepräsidentin bekleidet. Der Regierung wird Korruption, Bereicherung und Vetternwirtschaft vorgeworfen; sie begegnet den Protestanten mit Repression und Gewalt, die bereits 80 Menschenleben forderte.
Die deutsche Bundesregierung hat entschieden, die Teilnehmer des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes „Weltwärts“ aus Nicaragua wieder abzuziehen, weil die Arbeit in kirchlichen und sozialen Programmen durch die Unruhen faktisch verunmöglicht wird.
Hier geht es zum ganzen Bericht:
https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2018-05/nicaragua-weltwarts-einschrankung-hilfsarbeit.html
Eine Frage an alle künftigen, ehemaligen oder aktuellen Fachpersonen:
Wie soll man als Fachperson reagieren, wenn die politische Situation eskaliert und die zivile Bevölkerung bei Demonstrationen und Protesten derart massiv angegriffen wird, dass es Tote gibt? Anders gefragt: Wo hört der Einsatz auf und wo beginnt er?
Natürlich wertet jeder und jede zunächst gut mit der Partnerorganisation, informierten Einrichtungen und nahestehenden Personen im Projekt die Situation, Wohnlage, Ruf der Partnerorganisation usw. aus, besonders wenn Kinder vorhanden sind. Sofern wir als MitarbeiterInnen der Kirche gelten, sind wir ggf. aus dem Kreuzfeuer und manchmal sogar bei den Protestkämpfern angesehen, wie ich es vielfach erlebt habe. Dass die Arbeit faktisch verunmöglicht sei, muss man auch kritisch befragen. Die Politik der Herkunftsländer reagiert da oft sehr schnell. Manchmal ist das einfache Dableiben für die Bevölkerung bereits ein sehr wichtiger Beitrag ("sie verlassen uns nicht"), sofern das eben geht, und manchmal sind Teile der Arbeit noch gut möglich. Krisenzeiten können sich auch als zeitlich beschränkte Situationen herausstellen. Ansonsten: Abbrechen, oder im Land eine andere Einsatzmöglichkeit suchen, auch als Übergang.
Soweit mein Kommentar, Norbert Spiegler
Da die Resource bei jedem unterschiedlich sind, wie auch die Wertvorstellungen der Umgang mit Gefühle und die Familiäre Beziehungen, finde ich gut wenn jeder für einen Entscheid bei sich hinspürt.